Ansatz

Therapeutischer Ansatz

Grundsätzlich findet Therapie im „jetzt“ statt. Wir gehen von aktuellen Schwierigkeiten und Gefühlen aus. Wir erforschen diese unvoreingenommen und dabei wird meist direkt oder indirekt auch ein Stück Vergangenheit verarbeitet, das gerade das aktuelle Erleben prägt. Da wir alle seit früher Kindheit Erfahrungen gemacht haben, die unsere Bewältigungsmöglichkeiten überstiegen haben, konnten diese nicht verarbeitet werden und wurden samt der schmerzlichen Gefühle verdrängt. Es macht Angst, damit in Berührung zu kommen und so bleibt die Verdrängung, sie verfestigt sich und macht uns unfrei, oft ohne dass es uns bewusst ist. Irgendwann holen uns die unverarbeiteten Gefühle meist wieder ein. Solche Phasen oder Momente werden oft als tiefe Krisen erlebt. Aus therapeutischer Sicht können sie sehr wertvoll sein, weil es dann zu einer Verarbeitung kommen kann. Wenn diese Momente oder Phasen mit all ihren Gefühlszuständen erstmals bewusst und wach durchlebt werden, entsteht etwas Neues. Die Präsenz eines Gegenübers, wie z.B. in einer Therapie, kann diese Prozesse erleichtern oder auch erst ermöglichen. An diesem Punkt fließen die verschiedenen Therapieansätze zusammen.
Verhaltenstherapie
Die Kernstücke der Verhaltenstherapie bilden „Verhaltensanalyse“ und „Exposition“, die gemeinsam Selbsterkenntnis und innere Stärke aber auch innere Beweglichkeit fördern können.
Bei der Verhaltensanalyse geht es um genaues Hinsehen und Verstehen, was eigentlich passiert und was alles in die Situation und das eigene Handeln hineinwirkt. So kann man sich selbst immer besser verstehen. Meist ergeben sich allein durch diese Erkenntnisse schon grundlegende Veränderungen.
Bei der Exposition geht es um das Zulassen dessen, was da ist, um so alle Gefühle und inneren Zustände zu durchleben. Somit kommt es zu einer neuen inneren Verarbeitung und einer Stärkung der Fähigkeit, mit allen Gefühlszuständen umgehen zu können. Letztendlich geht es hier auch um die Förderung einer Grundhaltung, bei der man sich aktiv mit allem auseinandersetzt was äußerlich und innerlich passiert.

Acceptance and Commitment Therapie (ACT)
Wenn wir ein psychisches Problem haben, verlieren wir in der Regel den Kontakt zur Realität des gegenwärtigen Moments, weil wir meist vollkommen mit unseren Gedanken, Sorgen und Ängsten beschäftigt sind. Dadurch können wir nicht mehr flexibel und der Situation angemessen handeln. Wir werden immer unzufriedener und versuchen gleichzeitig die damit verbundenen unangenehmen Gefühle zu vermeiden. Bei diesem Ansatz geht es darum, wieder Flexibilität und Präsenz im Moment zu erreichen, uns unsere bedeutsamen wahren inneren Werte und „unsere Antwort auf das Leben“ bewusst zu machen und dementsprechend zu handeln (Commitment). Dabei spielen Akzeptanz (Acceptance) dessen was ist, auch wenn es uns gerade nicht gefällt, sowie Achtsamkeit (Mindfulness) eine entscheidende Rolle für Entwicklungsprozesse.

Schematherapeutisches Vorgehen und Arbeit mit inneren Anteilen
Schemata beinhalten Muster aus Erinnerungen, Gefühlen, Gedanken und Körperempfindungen und sind in der Kindheit erworben. Sie steuern das Verhalten. „Maladaptive“ Schemata entwickeln sich, wenn kindliche Kernbedürfnisse nicht erfüllt werden (nach Sicherheit und Bindung, Autonomie, Spontanität, Grenzen, Freiheit im Ausdruck von Bedürfnissen und Gefühlen). Ihr ursprüngliches Ziel war es, vor erneuten Verletzungen zu „schützen“. Im Erwachsenenleben bewirken sie jedoch Unfreiheit und das Gegenteil von Schutz: das Erleben wird stark verzerrt und es kommt immer wieder zu den gleichen leidvollen Erfahrungen. Hier liegt die Erkenntnis mehrerer abgespaltener innerer Anteile zugrunde. Es geht auch hier um das vorurteilsfreie und umfassende innere Anschauen und Erleben aller inneren Zustände und Anteile. Dabei spielt auch das verletzte „innere Kind“ eine große Rolle.

Traumatherapie
Ein Trauma entsteht, wenn ein Ereignis als höchst bedrohlich erlebt wird und die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten überschreitet. Solche Ereignisse werden auf besondere Weise im Gehirn abgespeichert, sind mit einer Entgleisung der Stresshormone verbunden und können so auch Jahre später noch eine intensive, angstvolle und beeinträchtigende Wirkung auf die Gegenwart ausüben. Manchmal sind solche Erinnerungen aber auch vom Bewusstsein abgespalten und nicht erinnerbar, wobei jedoch typische Symptome vorhanden sein können. In der Traumatherapie geht es um eine zunehmende Verarbeitung und Integration traumatischer Erlebnisse und eine Verbesserung der Fähigkeit, mit assoziierten Gefühlszuständen umgehen zu können. Auch hier werden Selbstheilungskräfte wirksam.

Weiterhin:
Hirnforschung und Psychotherapie
Die Hirnforschung bestätigt immer mehr, was schon alten Weisheitslehren zugrunde liegt und was stellenweise schon lange Teil therapeutischen Arbeitens ist. So z.B. die Bedeutsamkeit eines wertungsfreien offenen Gewahrseins innerer Prozesse. Außerdem ist jetzt auch hirnphysiologisch nachgewiesen, dass die emotionalen Schaltkreise im Gehirn ein hohes Ausmaß an Formbarkeit, also „Neuroplastizität“ aufweisen, was ja die Grundlage für die Veränderung emotionaler Muster ist. Und da sich das Gehirn ein Leben lang entwickelt, können in uns also ein Leben lang Veränderungen stattfinden – bis zum Tode! Meist verhindern wir diese Lebendigkeit jedoch mit unseren Wertungen von „gut und schlecht“, „richtig und falsch“ und unserer ständigen Kontrolle.
Das bewusste offene Nach-Innen-Schauen, bei dem wir den Geist und alle Gefühle offen wahrnehmen, hilft uns unter anderem, wenn unangenehme Gefühlszustände aktiviert sind. Wesentlich ist hier „Dabeizubleiben“: anstatt unangenehme Gefühlszustände zu vermeiden oder möglichst schnell „in den Griff“ zu bekommen, geht es darum, die Kraft des Geistes dazu einzusetzen, einfach nur neugierig und offen zu bleiben und seine Innenwelt mit allem, was dort passiert, zu erleben. Hierzu gehört auch die Bewußtwerdung des inneren Widerstandes, des "Nein, ich will nicht", meist verbunden mit Verurteilung und Abwertung.  Dieser verhindert oft, dass Empfindungen, innere Prozesse und Motive bewusst werden. Aber erst dann kann Veränderung und Heilung stattfinden. Wenn innere Abläufe bewusst werden, müssen wir uns nicht weiterhin „blind“ von ihnen mitreißen lassen. Durch unsere innere Aufmerksamkeit können wir uns besser kennenlernen und Veränderung kann geschehen.  Wir können "stehen bleiben" und es entstehen neue Handlungsmöglichkeiten. Weiterhin wird so ein gesunder Umgang mit Gefühlen gefördert, da Gefühle weder unterdrückt noch verstärkt ("reinsteigern") werden und nach einiger Zeit von selbst wieder abklingen können. Körperlich geht dies tatsächlich mit einer Veränderung der Hirnstruktur einher: Es werden Schaltkreise im Gehirn aktiviert, die zu Elastizität (Resilienz) und Wohlbefinden führen und die Mitgefühl zugrunde liegen. Es wird auch mehr Integration erreicht, die es ermöglicht, flexibler und freier zu sein und zu handeln. Alte Muster verlieren so immer mehr an Einfluss. Weiterhin verbinden sich getrennte Einheiten miteinander, wodurch auch die Bedingung für Kreativität, also auch für spontanes Handeln verbessert wird, wenn linke und rechte Gehirnhälfte zusammenspielen. Die Aktivität dessen, was wir Gehirn nennen, findet jedoch nicht nur im Kopf statt. Das Herz, der Darm, aber auch alle anderen Organe besitzen ein ausgedehntes Netz von Nerven, die komplexe Informationen verarbeiten. Dies erleben wir oft bewußt, wenn wir intuitiv entscheiden, aus einem "Bauchgefühl" heraus.

Meditation
Meditation ist ein Zustand klarer und wacher Bewusstheit. Er beinhaltet absichtsloses Gewahrsein im Hier und Jetzt, ohne an Gedanken, Empfindungen oder Gefühlen zu haften. Dabei besteht offene Aufmerksamkeit für die geistigen, emotionalen und körperlichen Phänomene im gegenwärtigen Augenblick. Wünschenswert ist, wenn eine solche offene Aufmerksamkeit mehr zur Haltung im gesamten Leben wird.

Kreativität
Kreativität wird in der Kreativitätsforschung verstanden als Neuschöpfungsprozess, bei dem sowohl Aktivität und wache Präsenz als auch geschehen lassen entscheidend sind. Hinderlich sind danach u. a.: Ängste, Druck, Perfektion, Fixierung auf ein Ziel und einen Lösungsweg, Angst vor Fehlern, Schranken im Kopf, alte Glaubenssätze, gedankliche Schranken, Konformitätsdruck, fehlende Autonomie und fehlende innere Stärke.
Dies sind direkt oder indirekt immer auch Gründe, weswegen eine Therapie initiiert wird. Somit kann Therapie auch als Weg zu einem „kreativeren Leben“ verstanden werden. Dabei scheint die zunächst paradox anmutende Gleichzeitigkeit von Tun und geschehen lassen bzw. Aktivität und Loslassen des Eigenwillens eine bedeutsame Rolle zu spielen. Hier kommt es schließlich auch zu Überschneidungen mit „Achtsamkeit“ und „Meditation“ als Phänomene, in denen eine wache, annehmende und umfassende Präsenz besteht, ohne Einmischungen des „Ego“ zu folgen. Ein weiteres Ergebnis der Kreativitätsforschung: Ohne "Fehler" keine Weiterentwicklung! Insofern geht es auch um eine Stärkung des Mutes, "Fehler" zu riskieren.

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